Eine Fahrt mit dem Elektrobus
"Schön sauber!"
Für Omar Bakkhane ist es erst das zweite Mal: Er fährt mit dem neuen Elektrobus der Hagener Straßenbahn auf der Linie 527. Und, wie ist das so? „Sehr angenehm, sogar besser als unsere Busse mit Hybrid- Antrieb.“ Dann kann es ja losgehen.
Der grüne Elektrobus mit dem blauen Himmeldach startet beim Knotenpunkt „Loxbaum“. Es ist Montagmittag, und der 58-jährige Omar Bakkhane (Foto) hat zehn Minuten Pause, bis er wieder die Tour zum Wohngebiet Ischeland und zurück beginnt. Viel Ruhe hat er aber dieses Mal nicht, weil ihn der Reporter nach seinen Erfahrungen mit dem neuen „eCitaro'“ von Mercedes-Benz fragt. „Der Bus fährt ausgesprochen ruhig. Man merkt natürlich, wie neu er ist. Die Federung ist sehr komfortabel, gut für den Fahrer, aber vor allem für die Fahrgäste.“ Schon ist die Zeit vorbei, und Bakkhane steuert das Fahrzeug in einem kleinen Bogen zur Haltestelle. Zwei Frauen steigen ein. „Das wird Richtung Innenstadt dann deutlich mehr“, weiß er.
„Da denke ich besonders an die Zukunft meiner Kinder“
Zunächst geht es auf der breiten Feithstraße vorbei an Polizeipräsidium und FernUniversität. Selbstverständlich hält Omar Bakkhane die Geschwindigkeitsbegrenzung ein, der Tacho lügt nicht. Und doch fühlt es sich zügiger an. Der
Fahrer schmunzelt: „Das ist halt der Elektroantrieb. Er beschleunigt den Bus schneller und ohne Gangwechsel.“ Direkt hinter ihm hat Sofia Platz genommen. Die 14-jährige Schülerin fährt die Strecke regelmäßig. Dass sie in einem Elektrobus sitzt, weiß sie. Sie empfindet zwar keinen allzu großen Unterschied zu den anderen Bussen, aber: „Der Innenraum ist viel luftiger und schöner.“
An der Haltestelle Emsterfeld steigt Sascha zu. Der Musiker sieht wesentlich jünger aus als 47 Jahre, fährt nur gelegentlich mit der Linie 527. „Der Bus gefällt mir. Er ist leiser, fährt schneller an. Und ich genieße es, mich auf etwas anderes konzentrieren zu können.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Familienvater: der verbesserte Klimaschutz. „Da denke ich besonders an die Zukunft meiner Kinder.“
„Meine WhatsApp kann ich jetzt auch im Bus schreiben“, sagt Rentnerin Gudrun
Fahrer Bakkhane feilt derweil am Umgang mit dem neuen elektrischen Bremshebel. Mit ihm lässt sich behutsam und stromsparend bremsen. In fünf Stufen reduziert er die Drehzahl des Elektromotors. „In den meisten Fällen brauche ich dann das Bremspedal nicht. Ich stoppe so den Bus behutsamer, und es wird nicht unnötig Energie verschwendet“, erläutert er. Das vorausschauende, schonende Fahren hat Bakkhane im „Eco-Training“ der Hagener Straßenbahn (HST) gelernt. Was bei Diesel funktioniert, klappt auch bei Elektro, nur halt durch den neuen Hebel anders unterstützt. Obwohl Omar Bakkhane nur recht wenige Erfahrungen mit der neuen Mechanik haben kann, merken die Fahrgäste davon nichts. Die Stunden in der HST-Fahrschule zahlen sich aus, der Bus hält sanft an – und zieht zügig weiter.
Inzwischen ist Gudrun eingestiegen, eine 70 Jahre junge Rentnerin. Sie holt ihr Smartphone aus der Tasche und tippt eine Nachricht per WhatsApp. „Ich kann das jetzt auch im Bus schreiben, der wackelt viel weniger“, sagt sie. „Schön sauber ist er außerdem, und es gibt mehr Platz für Leute mit Rollator oder Rollstuhl.“ Wie Musiker Sascha liegt auch ihr der Klimaschutz am Herzen. „Der Elektrobus ist gut für die Umwelt“.
„Ich bin entspannter und fühle mich deshalb sicherer“
Darin stimmt ihr Angela zu. Die 63-jährige Rentnerin steigt in der City ein, der Bus ist jetzt fast komplett gefüllt. „Wenn ich an die Umwelt denke: Die wird immer kaputter. Und für meine Atembeschwerden ist es natürlich ebenfalls besser, wenn die Autos in der Stadt weniger Abgase ausstoßen.“ Was ihr noch gefällt: „Mit dem Elektrobus fahre ich entspannter. Da fühle ich mich sicherer.“
Das steht für Fares weniger im Vordergrund. Der 21-jährige Maschinenbau-Student fährt gerade zu seinem Fitnesstraining. „Ich nutze den Bus nur gelegentlich. Die meisten Wege absolviere ich mit dem Rad. Mir fallen die bequemen Sitze auf, und insgesamt ist dieser Bus angenehmer, komfortabler.“ Das sieht Krankenpflegerin Flora, 28, ähnlich. Sie fährt ebenfalls nur ab und an mit der HST, „wenn mein Mann das Auto braucht“. Ihr fällt noch auf, wie gut die Klimaanlage die Luft im Innenraum reguliert.
Nach vielem Ein- und Aussteigen im Innenstadtbereich geht es zum Wohngebiet Ischeland. Es wird in den Straßen enger, Omar Bakkhane muss in den Kurven mit seinem langen Fahrzeug Zentimeter-Arbeit leisten. Gut, dass heute keine Falschparker den Weg versperren. Ohne Schwierigkeiten fährt „Linie 527“ die Straßen rauf und runter. An der Haltestelle „Ischeland“ steigen die letzten Fahrgäste aus. Eine Dame lächelt freundlich den Fahrer an und verabschiedet sich: „Danke, Tschüss!“ So kann es gern weitergehen, denkt sich Omar Bakkhane.